Erstellen von Raumbüchern und textilen Befundungen

Im Denkmal ist ein Gehäuse vorhanden. Aber der Innenraum ist oft geleert, zumeist klinisch gereinigt von all den Kleinigkeiten, die den Nachgeborenen noch Hinweise auf den Raumklang der Altvorderen geben könnten. Dennoch finden sich bei der Begutachtung der Wände mitunter noch Reste von originalen Textilien. Die moderne Denkmalpflege nimmt einen Teil für Untersuchungen ab und dokumentiert diesen, ein anderer Teil verbleibt an seinem eigentlichen Ort.  


Zuerst entsteht der Wunsch, das Vergangene zu hinterfragen und verborgene Geschichte zu enthüllen. Bäume und Häuser tragen ihren Wandel in sich.
Und es gibt einige Kenner, die in diesem Buch der Zeiten lesen können. In jedem Gebäude gibt es Spuren seiner ehemaligen Nutzung. Zumeist sind diese von standesgemäßen und zeitlichen Funktionen geprägt. In Zusammenarbeit mit den Spezialisten der Denkmalpflege werden Decken, Wände, Fußböden, Fenster und Türen untersucht.    

Das Vorgefundene wird als der Ist-Zustand in das Raumbuch eingetragen. An verborgenen Textilien finden sich zuweilen ganze Stoffbahnen, oft jedoch nur Gewebereste oder fadenbehangene Nägel. Tuchspezialisten finden über Faseranalysen, Färbungen und Dessins zumeist Hinweise auf die eigentliche Herkunft. In günstigen Fällen kann dadurch ein Nachweben in den teilweise noch vorhandenen Manufakturen erreicht werden.    

Sind alle Befunde zusammengetragen, so wird deutlich, dass die ehemaligen Nutzer in allen Phasen ihrer Ausbreitung sichtbar sind. Oft nur zufällig finden sich z.B. versteckte Belege für einen Funktionswandel von Saal, Salon und Kabinett. Aus Bauanträgen und Tagebüchern, Zeichnungen und Briefen, Testamenten und Archivakten fügen sich unter den Augen des Geübten alle Informationen zu einem Spiegel der Kulturgeschichte des Gebäudes zusammen.